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Wenn der Chef auch ein Freund ist

Ahmed Kojok ist seit Juni Gruppenleiter im Metallbau.
Ahmed Kojok ist seit Juni Gruppenleiter im Metallbau. (Foto: Silvia Dammer)

Ahmed Kojok ist Gruppenleiter im Metallbau und sieht seine Jugend als Vorteil

Wenn das Morgenlicht durch die Fenster der Metallbauwerkstatt fällt, reflektiert es den Staub in der Luft und beleuchtet das aufmerksame Gesicht eines jungen Mannes, der bereits tief in seiner Arbeit steckt. In einem Alter, in dem viele seiner Altersgenossen sich noch auf der Suche nach sich selbst befinden, auf Reisen gehen oder sich in endlosen Praktika versuchen, steht Ahmed Kojok inmitten einer Gruppe von Menschen, die seine Führung und sein Feingefühl tagtäglich benötigen. Mit 25 Jahren hat der junge Mann seine Berufung gefunden: Er ist Gruppenleiter in der Metallbauwerkstatt der Schwinge Werkstätten.

Den Job hat der gelernte Industriemechaniker seit dem 1. Juni diesen Jahres. Die Metallbauwerkstatt kennt er indes schon viel länger. „2017 habe ich hier mein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht. Und da war mir klar: „Ich muss hier wieder her“, erzählt er. „Ich mag nicht nur die Arbeit hier, sondern die Menschen in den Schwinge Werkstätten. Auch wenn sie Einschränkungen haben, sie sind so herzlich und -authentisch. Sie verdienen es, wie jeder andere, ernst genommen und unterstützt zu werden.“ 

Ahmed Kojoks Wunsch erfüllte sich sehr schnell, als ihm eine Stellenanzeige des DRK-Kreisverbandes in die Hände fiel. Seine Begeisterung für die Arbeit mit behinderten Menschen zeigte er nicht nur im Bewerbungsgespräch: Die Begeisterung ist der Grund, warum sich Ahmed jeden Tag auf den neuen Arbeitstag und die Männer freut, für die er „Chef und Freund“ ist.

Der Arbeitstag beginnt in der Werkstatt um 7:30 Uhr und endet um 16:20 Uhr Meistens ist Ahmed eher da und schaut, was er für seine Schützlinge noch vorbereiten kann: die Maschinen einrichten, damit auf Knopfdruck alles läuft, oder überprüfen, ob auch genug Material für die Aufträge da ist. 

„Die Männer wissen, was sie  zu tun haben“, 

sagt Ahmed. Nur manchmal braucht es noch die eine oder andere Hilfestellung. 

Als Gruppenleiter ist der junge Mann für die Blechbearbeitung zuständig. Insgesamt arbeiten im Metallbau neben Abteilungsleiter Helmut Dering und ihm noch 23 Beschäftigte. Das Alter variiert von 24 bis 62 Jahren, und auch in ihren Beeinträchtigungen sind sie unterschiedlich. Was sie eint:  „Sie sind  authentisch und jeder für sich eine Persönlichkeit“, meint Ahmed. Er sieht seine Aufgabe darin, Respektsperson und Freund in einem zu sein. Auch wenn das manchmal eine Gratwanderung ist – „Ich mag nicht gern maßregeln, wenn sie etwas verkehrt gemacht haben oder ihren Kopf durchsetzen wollen.“– eine gewisse Strenge ist jedoch unumgänglich. Den Respekt hat sich der junge Mann erarbeitet. Dabei kam ihm zugute, dass er nicht nur im Büro den notwendigen Papierkram erledigt, sondern immer auch mit anpackt, wenn Hilfe geboten ist. Freund eben! Seine natürliche Hilfsbereitschaft und dass er auch familiär mit dem Thema Behinderung konfrontiert ist, sind für Ahmeds Arbeit gute Voraussetzungen. Er möchte aber mehr und wird für eine sonderpädagogische Zusatzausbildung noch einmal die Schulbank drücken. 

Aus den 12 Männern, für die der junge Gruppenleiter zuständig ist, würde er gern ein richtiges Team machen. „Das ist meine Vision von meiner Arbeit“, sagt er. Die Männer sollen sich einander zugehörig fühlen, sich gegenseitig helfen und auch das Gefühl bekommen, hier eine kleine Familie zu haben – eine Familie mit Ahmed, der ihnen hilft, wenn sie nicht weiterkommen oder ihnen zuhört, wenn sie etwas zu erzählen haben, auch wenn es manchmal schwer ist, den Einzelnen zu verstehen.

„Danach war mir klar: Ich muss hier wieder her.“ 

Ahmed Kojok 
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