Manchmal lohnt es sich, hartnäckig zu bleiben. Jan, Beschäftigter in den Schwinge Werkstätten, hatte einen Traum: einmal Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin treffen. Über ein halbes Jahr hinweg schrieb er ihm acht Mails. Immer wieder mit derselben Bitte: „Wenn du mal in der Nähe bist, dann komm doch zur Wäscherei Tor 3!“
Bei Aytekin blieb das nicht ohne Wirkung. „Es muss doch möglich sein, dass ich mal bei Jan vorbeischauen kann“, sagte er zu seiner Assistentin. Am 27. August wurde aus den Mails Realität: Deniz Aytekin kam nach Stade.
Der erste Eindruck: groß, sportlich, durchtrainiert und trotzdem völlig entspannt und einfach „normal“. Jan stand ehrfürchtig vor ihm, aufgeregt und voller Spannung. Doch Aytekin nahm ihm schnell die Nervosität. „Das sind klare Ansagen, damit kann man arbeiten“, lachte er über Jans Einladung. Und Jan strahlte: „Ich bin so stolz, dass du hier bist.“ Aytekin legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
„Weißt du was? Von dir können viele etwas lernen. Du bist drangeblieben! Man darf nicht aufgeben, das hast du genau richtig gemacht. Ich hab meinen Kindern von dir erzählt, weil mich das so beeindruckt hat.“
Dann holte Aytekin spontan sein Handy raus und rief Schiedsrichter-Kollegen Patrick Ittrich per Facetime an, den hatte Jan nämlich genannt auf die Frage welche Schiedsrichter er denn noch so kennt. „Ich mach jetzt mal die Hose ein bisschen hoch, dass ihr auch ein paar Muskeln seht, weil der Aytekin neben dir, der hat keine“, witzelte Ittrich. Lachen überall, Jans Gesicht sprach Bände: Staunen, Freude, Stolz.
Als Aytekin zur Autogrammstunde in die große Halle kam, warteten über 150 Beschäftigte auf den Besucher. Applaus, Pfiffe, Jubel. „Was geht hier denn ab, das ist ja Wahnsinn!“, Aytekin überwältigt. Er unterschrieb alles, was ihm vorgehalten wurde: T-Shirts, Trikots, Caps, Bücher. „Ihr Lieben, ich bin hier nicht der Held“, sagte er schließlich. „Klatscht für euren Jan, denn nur seinetwegen bin ich hier. Er ist der Held, neben euch allen!“ Der Applaus für Jan war ohrenbetäubend, ein Moment, den er wohl nie vergessen wird.
Eine Runde Tischkicker durfte auch nicht fehlen. Jan und Felix waren klar besser als der Bundesliga-Schiedsrichter. Stolz zeigte Jan Aytekin anschließend seinen Arbeitsplatz. „Das ist ja unglaublich, was ihr hier macht“, sagte Aytekin immer wieder, während Jan souverän Fragen zu seiner Arbeit beantwortete.
Am Ende zog Aytekin ein bewegtes Fazit:
„Diese aufrichtige Freude in den Augen der Menschen zu sehen, das bereitet mir eine Gänsehaut. Es ist so unfassbar traurig, dass die Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft noch immer nicht so wahrgenommen werden, wie sie wahrgenommen werden sollten. Und auch die Menschen, die hier arbeiten. Es ist unglaublich, was die hier leisten. Diese unendliche Geduld, dass man sich mit Herzblut mit den Menschen auseinandersetzt, das ist einfach unbeschreiblich toll. Da gehören eigentlich die Strahler und das Blitzlichtgewitter hin. Die Alltagshelden müssten viel mehr Wertschätzung erhalten.“
Ein Tag, der Jans großen Wunsch erfüllte und ein Gast, der allen gezeigt hat, wie wichtig Anerkennung und echte Wertschätzung sind. Und der gelehrt hat: „Dran bleiben und nicht aufgeben!“
