Das erste Mal Kino: Freunde treffen, Taschengeld zücken, Popcorn holen. In den ­roten Klappsessel fallen und warten, bis der Film beginnt. Genau so ging es Gabi Jarck, als sie noch ein kleines Mädchen war und mit ihren Freundinnen zur Mittagsvorstellung ins Kino in Buxtehude ging. Auf dem Programm stand „Die Lümmel von der ersten Bank“. Seitdem ist sie Kinoverliebt. Robert Redford sagte einmal: ­„Movies are the most powerful empathy machine in the world: Filme sind die mächtigste ­Empathiemaschine der Welt“. Filme lassen uns fühlen, mitfühlen, träumen. Spürst du das? Dieses Kribbeln, das nur ein Kinosaal geben kann?

Dieses Kribbeln wird im kleinen DRK-Windmüller Kino in Steinkirchen echt. Hier gibt es sogar Fledermäuse, natürlich nur als freche Weingummi-Deko. Liebevoll gestaltete Details verwandeln jeden Besuch in ein Erlebnis-Abenteuer. Für kleines Geld gibt es Erfrischungsgetränke, Bier, Wein oder ein Sektchen. Für Kinder Capri-Sonne und Popcorn in der Flatrate. Wer möchte, füllt seinen Becher so oft nach, wie er kann. Ein fabelhaftes Kulturangebot ist entstanden. Es stärkt das Miteinander und bringt Menschen zusammen. Drei energiegeladene ­Frauen, die sich augenzwinkernd „Altländer Deerns“ nennen schwärmen vom Kino.

Die Idee zum Kino entstand, als die DRK-Begegnungsstätte Windmüller nach dem Umbau mit Leben gefüllt werden sollte. Hans Jarck, zu der Zeit stellvertretender Vorsitzender des DRK-Ortsvereines Steinkirchen, war schnell überzeugt. Nicht zuletzt, weil seine Ehefrau Gabi schon immer kinofanatisch war. „Mitten im Ort muss es ein Kino geben“, betont Ina Dunker, Vorsitzende des DRK-Ortsvereines Grünendeich-Steinkirchen. „Man darf nicht lange überlegen, man muss einfach machen.“ Der DRK-Kreisverband Stade unterstützte das Projekt, und Ina schaute sich Dorfkinos in der ganzen Region an, um Ideen zu sammeln.

So entstand ein Kino, das alles andere ist als ein kalter Saal. Fünf Stühle pro Reihe, damit jeder gut sieht. Matten und Decken, auf denen Kinder herumlümmeln können. Es sind die Kleinigkeiten, die das Kino so besonders machen. Obstkisten als Tische. Servietten und Kerzen, jedes Mal neu arrangiert. Und vor allem ­Gabis Deko. „Ich habe unzählige Kisten voll mit Deko. Aber wo die alle stehen, das verrate ich nicht“, sagt sie und lacht verschmitzt. Ihre Lieblingszeit ist Halloween. Dann verwandelt sich der Saal in eine kleine Spukhöhle. Kürbisse leuchten, Weingummi-Fledermäuse sitzen am Glasrand. Zum Film „Königin der Wüste“ mixte Gabi einen Regenbogen-Cocktail. Bei „Edward mit den Scherenhänden“ servierte sie Lakritzschnaps mit einer leckeren Gummi-Fledermaus.
„Das bleibt im Kopf. Das ist Kino zum Erleben.“

Die Besucher sind bunt gemischt. Familien, Kinder, Freundinnen, Cliquen. Frauen, die allein sind, finden hier Anschluss. „Oft ist es der erste Schritt, nach dem Verlust des Partners wieder loszugehen“, berichtet Ina Dunker. Und dann passiert das Wichtige. Menschen, die sich im Alltag nicht begegnen würden, sitzen nebeneinander. „Genau das macht unser Kino so wertvoll“, unterstreicht Melanie ­Boedecker. Rund tausend Gäste besuchen das Kino jedes Jahr. Ina Dunker versteht, warum die Menschen so gerne wiederkommen. Auch sie ist Kinofan und ­erinnert sich lebhaft an ihren ersten elternfreien Besuch. Mit ihren Freundinnen durften sie Saturday Night Fever sehen. „Das fühlte sich wie eine kleine Party mit Herzklopfen an“, schwärmt Ina Dunker.

Der Eintritt ist frei, Spenden fließen zurück ins Programm, in Filmrechte und kleine Extras, die den Kinobesuch noch schöner machen. Dabei wird auch fürs Ehrenamt geworben. „Wir zeigen, dass es sich lohnt mitzumachen. Für Menschen da zu sein macht Spaß und verbindet“, sind sich alle drei einig.

Und wenn die drei „Altländer Deerns“ ihr Kino in nur drei Worten beschreiben sollen, geraten sie ins Grübeln. Am Ende stehen zwei Antworten nebeneinander. Beide passen. Dunkel, Popcorn, Pipipause. Oder Spaß, Snack und Spannung.