Stade, 11.11.2025. Der Altkleidermarkt steht vor dem Kollaps. Einzelne Textilverwerter sind bereits in Insolvenzverfahren, die Wiederverwertungskapazitäten brechen ein und in vielen Regionen mussten DRK-Kreisverbände ihre Altkleidercontainer bereits abbauen. Jetzt betrifft diese Entwicklung auch den Landkreis Stade.
„Was wir aktuell erleben, ist keine lokale Besonderheit, sondern ein bundesweiter Trend“, erklärt Uwe Lütjen, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Stade. „Der Markt für gebrauchte Textilien bricht weg und das hat direkte Auswirkungen auf unser Sammelsystem.“ Überquellende Container, zunehmende illegale Ablagerungen und ein strukturell zusammenbrechender Textilmarkt zwingen den DRK-Kreisverband Stade nun ebenfalls zu handeln. Nach intensiver Prüfung und Gesprächen mit dem Landkreis wird der DRK-Kreisverband Stade alle Altkleidercontainer bis zum 30. November 2025 abbauen. Der Rückbau hat bereits begonnen. „Diese Entscheidung ist uns äußerst schwergefallen, aber sie ist notwendig“, betont Uwe Lütjen. Früher bestand der Inhalt der Container zu rund 80–90 Prozent aus verwertbarer Kleidung. Heute sind es nur noch etwa 60 Prozent. Bis zu 40 Prozent des Inhalts sind inzwischen nicht verwertbare oder verschmutzte Materialien, häufig sogar Hausmüll.
„Die finanziellen Belastungen durch die Altkleidersammlung steigen kontinuierlich. Allein das Leeren der Container erfordert zwei festangestellte Mitarbeiter, die an fünf Tagen in der Woche unterwegs sind. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden pro Woche summiert sich das auf rund 334 Stunden pro Monat ausschließlich für das Leeren der Container. Hinzu kommen Kosten für Fahrzeuge, Treibstoff, Wartung, Reparaturen und die Versicherung der Transportfahrzeuge. Auch die Entsorgung nicht verwertbarer Kleidung schlägt mittlerweile mit erheblichen Beträgen zu Buche. Was früher Einnahmen für soziale Projekte brachte, verursacht heute Verluste von mehreren tausend Euro pro Monat. Angesichts dieser Kostenstruktur ist ein Weiterbetrieb des Container-Systems unter den aktuellen Marktbedingungen nicht mehr tragfähig.“
Die Erlöse aus der Kleidersammlung ermöglichten in der Vergangenheit unter anderem die Finanzierung des Katastrophenschutzes, von Angeboten für Seniorinnen und Senioren, der Jugendarbeit, lokaler Ehrenamtsprojekte sowie von Erste-Hilfe-Material und Ausstattung für Einsatzgruppen. Bereits zu Jahresbeginn musste der DRK-Kreisverband Stade die Ausschüttung von Mitteln an die DRK-Ortsvereine aussetzen, weil es keine Erlöse mehr gibt.
Zunehmend minderwertige Fast-Fashion-Textilien, sinkende Wiederverwertungsquoten und die seit 2025 geltende EU-Richtlinie zur getrennten Textilsammlung verschärfen die Situation zusätzlich. „Fast Fashion flutet den Markt und zerstört ein System, das auf Wiederverwendung von Kleidung aufgebaut war“, erklärt Uwe Lütjen. Aktuell kommt erschwerend hinzu, dass der einzige verbliebene Textilverwerter nur noch unregelmäßig abholt und vereinbarte Zahlungen ausbleiben. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen oder weitere Verwertungswege wegbrechen, stünde der DRK-Kreisverband vor einem nicht lösbaren Problem: Wohin mit den vielen Tonnen nicht verwertbarer Kleidung? Weder wären die enormen Entsorgungskosten zu tragen noch die organisatorischen Anforderungen zu bewältigen.
Trotz Containerabbau bleibt das DRK im Landkreis Stade Anlaufstelle für gut erhaltene Kleidungsstücke. Tragbare, saubere Kleidung kann weiterhin in allen DRK-Kleiderkammern, DRK-Shops im Landkreis sowie der Second-Hand-Boutique ‚allerhand‘ in Stade abgegeben werden. „Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger, uns weiterhin zu unterstützen, indem sie bewusst spenden und nur Kleidung weitergeben, die in gutem Zustand ist“, sagt Lütjen. „Jede Spende hilft direkt Menschen hier in unserer Region.“
Übersicht der Kleiderkammern
Buxtehude
21614 Buxtehude
drochtersen
Drochterser Str. 30
Dienstag von 9.00 – 11.30 und 15.00 – 18.00 Uhr
Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 9.00 – 11.30 Uhr
oder nach telefonischer Absprache: 04143 329 5505
Fredenbeck
21717 Fredenbeck
HARSEFELD
21698 Harsefeld
himmelpforten
21709 Himmelpforten
Annahme: Jeden Mittwoch von 9.00 bis 10.00 Uhr Poststraße 6c (auf der anderen Straßenseite)
horneburg
21640 Horneburg
Jork
21635 Jork
oldendorf
21726 Oldendorf
jeden Mittwoch von 16.00 – 18.00 Uhr und
jeden Donnerstag von 15.00 – 18.00 Uhr
Stade
21682 Stade
www.macherei-stade.de/allerhand
